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Pathologisches Horten: Therapieerfolge und Krankheitsverläufe

Einführung
Hoarding Disorder (pathologisches Horten) ist gekennzeichnet durch eine anhaltende Schwierigkeit, Besitztümer wegzugeben, was zu übermäßigem Ansammeln von Gegenständen und Unordnung in Wohnräumen führt¹. Diese Störung beginnt oft schon im Jugendalter und nimmt über die Jahrzehnte kontinuierlich zu². Viele Betroffene suchen erst im mittleren bis höheren Erwachsenenalter (durchschnittlich um 50 Jahre) professionelle Hilfe². Ohne Behandlung zeigt sich meist ein chronischer Verlauf: Studien deuten darauf hin, dass pathologisches Horten unbehandelt nicht von selbst remittiert und lebenslang fortbesteht¹. Die Prävalenz wird auf etwa 2–6 % der Bevölkerung geschätzt¹⁴, wodurch pathologisches Horten ein relevantes Gesundheitsproblem darstellt. Im Folgenden werden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu wirksamen Therapien, Rückfallraten, Einflussfaktoren auf den Verlauf sowie typische Verlaufsprofile mit und ohne Behandlung zusammengefasst – mit Fokus ausschließlich auf Hoarding Disorder (ohne Betrachtung angrenzender Störungsbilder).

Wirksame Therapieverfahren und Behandlungserfolg
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gilt als Goldstandard in der Behandlung der Hoarding Disorder¹. Spezialisierte KVT-Programme für pathologisches Horten beinhalten typischerweise Entscheidungstraining, systematisches Sortieren und Wegwerfen von Gegenständen, Organisationstraining, Expositionen gegen exzessives Neuerwerben sowie kognitive Umstrukturierung maladaptiver Besitzüberzeugungen¹. Auch Motivational Interviewing wird integriert, da viele Betroffene wenig Krankheitseinsicht zeigen¹. Wichtig ist zudem die Einbeziehung des häuslichen Umfelds: Hausbesuche oder in-vivo-Aufräumsitzungen erhöhen nachweislich den Therapieerfolg¹.
Die Wirksamkeit von KVT bei Hoarding Disorder ist durch mehrere Studien und Metaanalysen belegt. So zeigen Betroffene nach intensiver KVT oft signifikante Symptomreduktionen in den Bereichen Ansammeln, Schwierigkeiten beim Weggeben und Clutter (Unordnung)¹. Eine Meta-Analyse ergab, dass Gruppen-KVT bei 21–68 % der Patienten zu klinisch bedeutsamen Verbesserungen führt¹. In einer Studie mit 26 individuellen KVT-Sitzungen wurden am Therapieende und nach 12 Monaten sehr hohe Effektstärken und anhaltende Verbesserungen beobachtet³. Bei der 12-Monats-Nachuntersuchung galten aus Klinikersicht 62 % und aus Patientensicht sogar 79 % der Behandelten als „deutlich“ oder „sehr deutlich gebessert“³.
Gruppentherapeutische Ansätze sind ebenfalls effektiv. Speziell entwickelte Gruppenkonzepte – etwa das “Buried in Treasures” (BIT) Workshop-Programm – erzielten vergleichbare Erfolge wie Einzeltherapien, obwohl BIT in kürzerer Zeit und teils als peer-geleitete Selbsthilfegruppe durchgeführt wird¹. In einer kontrollierten Studie führte der 15-wöchige BIT-Workshop zu signifikanten Symptomrückgängen im Vergleich zur Wartegruppe; die Response-Rate entsprach dabei jener früherer KVT-Studien¹. Ergänzt man solche Gruppenprogramme um begleitende Aufräumhilfe zuhause, lassen sich die Ergebnisse weiter verbessern (u. a. weniger Clutter und höhere Alltagsfunktionalität)¹. Insgesamt gibt es keine Hinweise, dass ein bestimmtes psychologisches Verfahren der KVT deutlich überlegen wäre – verschiedene psychosoziale Interventionen (Einzel-KVT, Gruppentherapie, angeleitete Selbsthilfe) können wirksam sein¹. Allerdings wird KVT am intensivsten beforscht und derzeit als evidenzbasiertes Standardverfahren empfohlen¹.
Pharmakotherapie: Im Gegensatz zur Zwangsstörung gab es lange Zeit keine spezifisch zugelassene Medikation für die Hoarding Disorder. Aktuelle Studien liefern jedoch erste Hinweise auf mögliche pharmakologische Unterstützung. SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) zeigten in frühen Untersuchungen teils gemischte Ergebnisse – anekdotisch galten Horter als medikamentenresistent¹. Eine prospektive Studie fand jedoch, dass Patienten mit ausgeprägtem Horten ähnlich gut auf Paroxetin ansprechen wie andere Zwangspatienten; hoarding-spezifische Symptome besserten sich im gleichen Ausmaß³. In einer neueren offenen Studie wurde Venlafaxin XR (ein SNRI-Antidepressivum) über 12 Wochen bei reiner Hoarding Disorder getestet: Die Hort-Symptome verringerten sich signifikant (durchschnittlich ~32–36 % Reduktion der Scores) und 70 % der Patienten galten als Responder³. Dies deutet darauf hin, dass Serotonin-Noradrenalin-Modulation hilfreich sein kann. Dennoch profitieren nicht alle Betroffenen von Antidepressiva – viele zeigen nur milde bis moderate Besserungen⁶. Bisher ist kein Medikament als eindeutig wirksam für Hoarding Disorder etabliert⁶. Daher werden Medikamente meist ergänzend zur Psychotherapie erwogen, insbesondere wenn komorbide Depressionen oder Angststörungen vorliegen, die den Verlauf beeinflussen können.

Rückfallraten und Langzeitverlauf nach Therapie
Hoarding Disorder wird als chronische Störung verstanden, weshalb die langfristige Stabilisierung der Therapieerfolge eine Herausforderung darstellt¹. Positiv ist, dass Verbesserungen durch KVT in kontrollierten Studien häufig über die Nachbeobachtungszeiträume gehalten werden konnten³. Beispielsweise blieben in der genannten 12-Monats-Follow-Up-Studie die erzielten Symptomreduktionen weitgehend stabil erhalten³. Viele Patienten, die am Ende der Therapie deutlich weniger horteten, behielten diesen Gewinn bei – das am häufigsten beobachtete Verlaufsmuster war „Besserung gefolgt von stabilen Gewinnen“ über alle Messzeitpunkte³. Ein kleinerer Teil der Probanden zeigte allerdings kaum Verbesserung von Anfang bis Ende („persistierendes Horten“)³. Auffällig war, dass echte Rückfälle im 12-Monats-Zeitraum selten beobachtet wurden³.
Meta-analytische Befunde deuten an, dass trotz signifikantem Symptomrückgang viele Betroffene weiterhin Restsymptome haben und unter dem diagnostischen Schwellenwert bleiben müssen, um einen Rückfall zu vermeiden¹. Schätzungen zufolge erreichen rund 50 % der Patienten eine deutliche Symptomlinderung, während die übrigen nur begrenzte Fortschritte machen oder nach anfänglicher Besserung wieder rückfällig werden können⁵¹. Damit liegen die Rückfall- bzw. Nonresponse-Raten relativ hoch – je nach Definition und Studiendesign bleibt ein signifikanter Teil der Patienten auch nach Behandlung in problematischem Verhalten verhaftet⁵¹. Ein längerfristiges Risikoszenario ist, dass ohne fortlaufende Unterstützung alte Muster wieder auftreten. Experten betonen daher die Bedeutung von Rückfallprophylaxe: Am Therapieende sollten Strategien vermittelt werden, um einem Wiederanstieg von Unordnung entgegenzuwirken⁴. Beispielsweise haben sich regelmäßige Nachsorgekontakte oder Auffrischungssitzungen bewährt, um Motivation und Fertigkeiten aufrechtzuerhalten⁴. Auch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder das Weiterführen von Aufräumroutinen kann helfen, den erzielten Gewinn zu konsolidieren. Da Hoarding Disorder keine „Heilung“ im absoluten Sinn kennt⁶, muss das Ziel sein, die Symptome in einem handhabbaren Rahmen zu halten und ein volles Rückfallbild zu verhindern. Mit anderen Worten: Betroffene lernen, ihr Chronikerleiden zu managen – vollständige Symptomfreiheit ist selten, aber eine deutliche Reduktion der Beeinträchtigung und ein stabileres Alltagsleben sind realistische Therapieergebnisse⁶³.

Einflussfaktoren auf Therapieerfolg und Verlauf
Die Ausprägung und Prognose der Hoarding Disorder werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Forschung zeigt, dass sowohl klinische Merkmale der Patienten als auch therapiebezogene Variablen eine Rolle spielen:
  • Schweregrad und klinischer Gesamtzustand: Eine hohe Ausgangssymptomatik (starker Clutter, langjährige Dauer, massive Beeinträchtigung) korreliert mit geringerer Besserung³. Schwerer betroffene Patienten tun sich oft schwerer, in der Therapie voranzukommen, und haben tendenziell schlechtere Outcomes. Mehr Therapiestunden und insbesondere mehr Sitzungen im häuslichen Umfeld gelten als Prädiktoren für besseren Erfolg¹.
  • Motivation und Einsicht: Viele Patienten haben nur geringe Problemwahrnehmung oder leugnen das Ausmaß der Beeinträchtigung². Hohe „Denial“-Tendenzen waren mit Therapieabbrüchen assoziiert¹, wohingegen eine fortgeschrittene Änderungsbereitschaft zu besseren Ergebnissen führte¹.
  • Persönlichkeitsmerkmale: Starker Perfektionismus erwies sich als signifikanter Prädiktor für ein schlechteres Behandlungsergebnis³. Interessanterweise zeigten Patienten mit höherer vermeidender Bewältigung teilweise stärkere Verbesserungen, möglicherweise weil Expositionsübungen bei ihnen besonders wirksam waren¹.
  • Soziale Faktoren: Weibliche Betroffene und jüngere Patienten sprechen im Durchschnitt besser auf Therapie an¹.
  • Komorbiditäten: Über 60 % der Personen mit Hoarding Disorder haben mindestens eine weitere psychische Störung, meist Depressionen und Angststörungen, was den Therapieerfolg beeinflussen kann¹.
  • Therapie-Adhärenz: Schlechte Hausaufgaben-Compliance wurde als Prädiktor für geringeren Erfolg identifiziert; regelmäßiges Üben und Einbezug von Angehörigen verbessern die Erfolgschancen¹.
Zusammenfassend begünstigen geringer Schweregrad, hohe Motivation und Einsicht, weibliches Geschlecht, jüngeres Alter, wenige Komorbiditäten sowie intensives therapeutisches Vorgehen einen positiveren Verlauf der Hoarding Disorder³¹. Fehlen diese Faktoren, ist das Risiko für begrenzten Therapieerfolg oder Abbruch erhöht¹.

Krankheitsverläufe: Ohne Behandlung vs. mit Therapie (Beispiele)
Unbehandelte Verläufe: Typischerweise beginnt pathologisches Horten schleichend und verschlechtert sich im Laufe der Jahre kontinuierlich¹. Erzwungene Entrümpelungen durch Familie oder Behörden führen oft zu Traumatisierung und erneuter Verschlechterung¹. Unbehandelte Hoarding Disorder zeigt meist einen chronisch-progredienten Verlauf: Viele Betroffene sind im Alter sozial isoliert, leben in ungesundem Umfeld und haben ein erhöhtes Unfall- und Brandrisiko¹. Ohne adäquate Behandlung bleibt das Problem lebenslang bestehen².
Verläufe unter Behandlung: Beginnt eine Betroffene eine spezialisierte KVT, folgt eine Phase der Motivationsarbeit, gefolgt von schrittweisem Entrümpeln und kognitiver Umstrukturierung. Nach ~26 Sitzungen berichten viele Patientinnen von messbaren Fortschritten: Räume sind wieder nutzbar, Clutter stark reduziert und die Fähigkeit, wegzugeben, deutlich verbessert³. In der Nachbetreuung (6 und 12 Monate später) zeigen sich diese Erfolge in der Regel stabil³. Andere Patientinnen machen kaum Fortschritte trotz regelmäßiger Sitzungen³ oder erleben nach anfänglichem Gewinn einen Rückfall, wenn Nachsorge fehlt⁵. Frühzeitige Auffrischungssitzungen und langfristige Begleitung sind entscheidend, um erneutes Horten zu verhindern⁴.

Fazit
Pathologisches Horten ist eine komplexe, chronische Störung, für die KVT-basierte Ansätze – ergänzt durch Gruppensettings oder medikamentöse Unterstützung – bei vielen Betroffenen deutliche Verbesserungen bewirken können³. Klinisch relevante Linderungen (weniger Clutter, gesteigerte Funktionsfähigkeit, geringerer Leidensdruck) werden bei etwa der Hälfte bis zwei Dritteln der Patienten erreicht¹³. Da das Rückfallrisiko ohne konsequentes Management hoch bleibt⁶, sollten Therapie und Nachsorge auf Langzeitstrategien abzielen⁴. Motivation, Einsicht, Komorbiditäten und soziale Umstände beeinflussen den Therapieerfolg maßgeblich und müssen im Behandlungsplan berücksichtigt werden³¹. Ein individualisiertes, evidenzbasiertes Vorgehen bietet die beste Chance, pathologisches Horten in ein kontrollierbares Verhalten zu verwandeln und Betroffenen ein wieder nutzbares Wohnumfeld zu ermöglichen³¹.

📚 Quellenverzeichnis

  1. American Psychiatric Association. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5). 5. Aufl. Arlington (VA): American Psychiatric Association; 2013.
  2. World Health Organization. International Classification of Diseases for Mortality and Morbidity Statistics (ICD-11). Kapitel 6B24: Hoarding Disorder. Genf: WHO; 2019.
  3. International OCD Foundation. Who gets Hoarding Disorder? (Abruf: 26. April 2025).
  4. Tolin DF, Frost RO, Steketee G. Family burden of compulsive hoarding: results of an Internet survey. Behaviour Research and Therapy. 2008;46(9):1090–1095.
  5. National Health Service (NHS, UK). Hoarding disorder – Helping a family member. Letzte Aktualisierung: 1. Juni 2022.
  6. International OCD Foundation. Health and Safety in Hoarded Homes. (Abruf: 26. April 2025).
  7. Deutsche Gesellschaft für Zwangserkrankungen e. V. Pathologisches Horten – Für Angehörige. (Abruf: 26. April 2025).
  8. Stevens M, Steele R. Cognitive-behavioral therapy for hoarding disorder. Cochrane Database of Systematic Reviews. 2021;5:CD012671.
  9. Van Noppen B, Steketee G. Family involvement in the treatment of obsessive–compulsive disorder: the Family as Motivator (FAM) approach. Behaviour Modification. 2003;27(4):231–246.
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